Das 17. Jahrhundert – die Zeit der Kriege und Seuchen

Ulner_Kapelle_1866_Graimberg

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Das 17. Jahrhundert – die Zeit der Kriege und Seuchen

In den Kriegen werden Menschen getötet, Gebäude zerstört, aber auch Dokumente vernichtet. Von letzteren ist auch das Ulner’sche Familienarchiv betroffen. Überliefert, wenn auch nicht dokumentiert, sind Beschädigungen von Kapelle und Spital im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648), in den Eroberungskriegen Ludwigs XIV: im Holländischen Krieg (1672 – 1679), im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697), auch als Orlean’scher Krieg bezeichnet.

Im Spitalhof bei der Kapelle entdecken wir eine Steinplatte mit der Jahreszahl 1626. Sie verweist uns mitten im Dreißigjährigen Krieg auf Bauarbeiten des Johan Gernant Ulner, ansässig in Dieburg, von dort wegen Hexenprozessen, die auch Männer nicht verschonen, nach Weinheim geflohen. Die Stadt ist von bayerischen Truppen besetzt, zwangsweise katholisiert, und bietet den katholischen Ulnern den Freiraum für Bautätigkeiten.

Nach Dieburg zum Kampf gegen die Schweden zurückgerufen, stirbt Johan Gernant 1635 (nicht 1639, wie in Weinheim angenommen), vermutlich an der Pest.

Diese Geisel der Menschheit bricht in Weinheim, das nur noch die Hälfte seiner Einwohner birgt, knapp zwanzig Jahre nach dem Krieg im Jahre 1666 aus. Ratsprotokolle verzeichnen, dass die an der Seuche Erkrankten ins Ulner-Spital und ins Beginenhaus gebracht werden. Dokumente fehlen. Von einer früheren Pestwelle 1634 erhalten wir indessen Kenntnis: Allein im Ulner Spital sind es in diesem Jahr 179 Tote, die zu bergen sind!

Der Standort des Beginenhauses ist übrigens nicht bekannt. Interessant, dass die Tätigkeit der Beginen mit der Reformation nicht untergegangen ist, sondern in veränderter Organisationsform unter städtischer Administration fortgesetzt wird.