Das 16. Jahrhundert — Die Ulner in der Zeit der Umbrüche
Hartmanns Neffe Ulrich († 1515) wird neben seiner Gattin Dorothea, beide stehend, immer noch als Ritter auf dem Epitaph in St. Laurentius dargestellt. Uns überzeugt die Deutung des Mediävisten Fleckenstein: das Rittertum ist als Lebensform zwar vergangen, aber nicht erledigt; es gewinnt an Leuchtkraft in dem Maße, wie es an geschichtlicher Bedeutung verloren hat. Das Ideal überlebt die Realität.
Radikaler geht es in der Kirchengeschichte zu. Der Einbruch in das tradierte Kirchensystem ist in der Pfalz mit dem Namen Ottheinrich verbunden. Er kennt sich in Weinheim aus. Hier hat er als Kurprinz (1547 – 1552) fünf Jahre im pfalzgräflichen Schloss residiert und mit seinem „wunderlichen Lustgarten“ großen Eindruck gemacht. Jetzt als Kurfürst (1556 – 1559) und Lutheraner zieht er neue Saiten auf. Er befiehlt 1558, in den Weinheimer Kirchen Altäre, Bilder und sakrale Geräte zu beseitigen – eher im Geiste Calvins als in dem Luthers. Die Hammerschläge der Bilderstürmer dröhnen auch in der Spitalkirche St. Wilhelm. Das Adelsgeschlecht der Ulner bleibt auch in diesen Zeiten katholisch. Der hier ansässige Philipp Ulner († 1595) sucht seine Karriere folgerichtig in Mainz zu realisieren und bringt es dort zum Kurpfälzisch Mainzischen Großhofmeister. Auf seinem Epitaph in der Laurentiuskirche ist seine leidvolle persönliche und politische Lebenserfahrung in der Devise zum Ausdruck gebracht: VIVIT POST VULNERA VIRTUS (Es überlebt nach Verwundungen die Tapferkeit).